Wenn ich gefragt werde, was Bitcoin ist, antworte ich meistens:
«Bitcoin ist eine freie, dezentrale und damit einhergehend, zensurresistente Alternative zum aktuellen Zentralbankensystem. Bei Bitcoin braucht es keine Drittparteien mehr, wie Banken.»
Nicht selten reagiert mein Gegenüber darauf verwirrt. «OK…», heisst es dann. «Eine Alternative also? Ich brauche aber keine Alternative. Ich kann mein Geld ausgeben, wo und wie ich möchte. Was ich nicht ausgeben will kann ich sparen, auf einem Sparkonto oder, wenn ich einen langen Zeithorizont habe, investiere ich es in Aktien. Ist mittlerweile kinderleicht, ein Aktien-Depot zu eröffnen. Ich brauche Bitcoin nicht.»
Typischerweise hört man so eine Antwort von einem «privilegierten» Erdbewohner bzw. Erdbewohnerin. Seine grösste Sorge ist, dass sein neuer BMW zwei Monate Lieferverzug hat. Er hat alles, vom Haus, zum Auto, bis zur Altersvorsorge und sein überschüssiges Geld kann er gewinnbringend anlegen und hat dabei eine Riesenauswahl an verschiedenen exklusiven Finanzprodukten. Bitcoin ist ihm schlicht egal.
Es ist ihm wahrscheinlich nicht bewusst, wie privilegiert er eigentlich ist. Für ihn ist es unvorstellbar kein Bankkonto zu besitzen. Er muss sich auch nicht viele Gedanken machen über das Geld, das er benützt. Denn es war bis anhin ziemlich stabil und wenn er sich ein hübsches Sümmchen ansparen konnte, kommt sein Bankberater automatisch auf ihn zu und unterbreitet ihm verschiedene Angebote, um der Inflation zu entkommen. Er ist Teil eines Geldsystems, das für ihn, zumindest in seinem bisherigen Leben, ganz gut lief.
Es gibt auf dieser Welt aber noch andere Menschen, nicht so «privilegierte» Menschen. Sie haben kein Zugang zu einem Bankkonto und leiden generell unter der starken Abwertung ihrer Währung. Dabei ist es schwer für sie auf ein «privilegiertes» Geldsystem zu wechseln. Sie brauchen ein nicht diskriminierendes Geldsystem, ein Geldsystem, bei dem jeder teilnehmen kann. Und sie brauchen ein Geldsystem, das nicht von der Geldpolitik in «privilegierten», westlichen Ländern abhängig ist. Bitcoin ist ein Geldsystem, das dies alles erfüllt.
Im Mittelalter waren die Menschen unterteilt in verschiedene Stände. Man nennt das heute die Ständegesellschaft. Dabei gab es den Klerus (Kirche), welcher zuoberst angesiedelt war. Dann kam der Adel und zuunterst waren die einfachen Bauern. Die Bauern hatten keine Chance aufzusteigen. Sie wurden aktiv unterdrückt und der Klerus, so wie der Adel konnten ein ausschweifendes Leben führen, auf Kosten der Bauern. Ein wichtiger Grund, wieso dies über 1000 Jahre hinweg gelang, war die Angst vor der Hölle. Es war allgemein verbreitet, dass ungehorsame Menschen nach ihrem Leben dazu verdammt sind in der Hölle zu schmoren. Eine moderne Wissenschaft, wie wir sie heute kennen, gab es nicht und Bildung war nur den oberen Ständen vorbehalten. In der Zwischenzeit hat sich viel getan und unser Zusammenleben hat sich zum Glück grundlegend verbessert. Global betrachtet ist es aber nicht überall so. Wenn man heute in einem Drittwelt-Land geboren wird, sind die Aufstiegschancen auch nicht besonders gut. Man könnte sagen, die armen Menschen, dieser Erde sind die Bauern unserer Zeit und neben dem, auch heute existierenden, Unterschied des Bildungsgrades ist die fehlende finanzielle Inklusion dieser Menschen der Hauptgrund für diesen Missstand.
Wenn die armen Menschen dieser Welt die Bauern sind, sind die «privilegierten» Erdbewohner die Könige. Wobei es, auch auf den «privilegierten» Teilen der Erde, durchaus starke Unterschiede gibt. Die grossen Profiteure des heutigen Zentralbankensystems gehören zu einer Minderheit und tatsächlich sind wir fast alle Bauern. Und auch wir, «privilegierten» Menschen, brauchen ein neutrales Geld, indem man sparen kann, dringender denn je.
Bitcoin unterscheidet nicht zwischen Bauer und König und kann auch von keinem der Beiden für seine Zwecke manipuliert werden. Für viele Menschen ist es schwierig Bitcoin zu verstehen, denn so etwas wie Bitcoin kannten wir vorher nicht, ein Finanzsystem, das nicht von zentraler Hand gesteuert werden kann.
Aus meiner Sicht ist Bitcoin das Mittel für die finanzielle Inklusion der in Entwicklungsländer wohnenden Menschen und die bessere Alternative zum jetzigen Zentralbankensystem, weil es keine Profiteure mit unfairem Vorteil gibt. Es ist ein faires Geldsystem, was auch für uns «privilegierte» Bewohner der Industriestaaten immer wichtiger wird.
Mit funtoshi möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass Bitcoin verständlicher und greifbarer wird.
Bitcoin, das Geld der Bauern und Bäuerinnen!
Was ich meine mit den „Bauern“ unserer Zeit erklärt Alex Gladstein, Leiter der Strategieabteilung bei der Human Rights Foundation, meiner Meinung nach am Besten. Er hat dazu ein Buch geschrieben und im folgenden Video ist das sehr gut zusammengefasst.